Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Alabama hat den Polizisten Aaron Cody Smith wegen des Totschlags eines unbewaffneten Afroamerikaners schuldig befunden. Die Staatsanwaltschaft forderte der New York Times zufolge die Höchststrafe von 20 Jahren Gefängnis. Angeklagt worden ist der 26-jährige Smith wegen Mordes an Gregory Gunn, die achtköpfige Jury befand ihn des Totschlags schuldig. Nach dem Urteil quittierte Smith seinen Dienst beim Montgomery Police Department, zitierte die New York Times eine Polizeisprecherin. Er war bis dahin noch von der Behörde bezahlt worden. Der Anwalt von Smith kündigte an, Berufung einzulegen.

Im Februar 2016 patrouillierte Smith der New York Times zufolge nachts durch das Viertel Mobile Heights in Montgomery, als er Gunn anhielt, der auf dem Nachhauseweg war. Nach Smiths Angaben soll Gunn während der Kontrolle geflohen sein. Daraufhin setzte Smith dreimal seine Elektroschockpistole (Taser) gegen Gunn ein, schlug ihn mit einem Schlagstock und gab sieben Schüsse aus seiner Waffe ab. Fünf davon trafen Gunn. Körper- und Autokamera ließ Smith während der Kontrolle ausgeschaltet.

Smith zufolge habe der 58-jährige Gunn der Beschreibung eines Mannes in dunkler Kleidung entsprochen, der zuvor vor ihm geflohen sei. In der Nachbarschaft seien zuvor Einbrüche gemeldet worden, schreibt die New York Times. Demnach habe Gunn während der Begegnung auch versucht, ihn mit einer Malerstange zu schlagen. Dem Guardian zufolge plädierte die Verteidigung des Polizisten deshalb auf Notwehr. Die Staatsanwaltschaft argumentierte vor Gericht, die Darstellung von Smith sei lückenhaft, zumal er weder die Körperkamera noch die Kamera im Polizeiwagen angeschaltet hat. Zwar habe man bei Gunn Spuren von Kokain nachgewiesen, doch Gewalt und Aggression seien von dem Beamten ausgegangen.

Laut einer von der Washington Post erstellten Datenbank werden schwarze US-Amerikanerinnen und -Amerikaner unverhältnismäßig häufig von der Polizei erschossen. Sie machen nur 13 Prozent der US-Bevölkerung aus, aber mehr als ein Viertel der Opfer. Demnach wurden 2019 bislang 810 Menschen von der Polizei getötet. 161 davon waren schwarz. Oft bleiben die Täter unbestraft oder bekommen nur milde Strafen. Im Oktober hat ein Schwurgericht eine weiße Polizistin wegen des Mordes an einem unbewaffneten Schwarzen verurteilt.

Schwarze Aktivistinnen und Aktivisten fordern seit Jahren ein Ende rassistischer Polizeigewalt. Nachdem Michael Brown in Ferguson und Eric Garner in New York im Sommer 2014 von weißen Polizisten getötet worden waren, gründete sich die Bürgerrechtsbewegung Black Lives Matter. Nach der Einschätzung eines Gerichtsmediziners löste der Würgegriff eines Polizisten Garners Tod mit aus. Sein Ausruf I can't breathe wurde zu einem Slogan der Protestbewegung.