Die AfD bittet ihre Mitglieder um Geld. Trotz guter Wahlergebnisse 2019 sei der politische Erfolg der Partei "bedroht und zwar massiv", schreibt Bundesschatzmeister Klaus Fohrmann in einer Rundmail an die Mitglieder, die ZEIT ONLINE vorliegt. Die Betreffzeile der Mail lautet "Wichtig und dringend!", im Text heißt es weiter: "Wir befinden uns in einer schweren finanziellen Notlage." Benötigt würden eine Million Euro zusätzlich – "und zwar noch in diesem Jahr". Zuerst hatte das RND über die Mail berichtet.

Ein Grund sei, dass die Partei im Jahr 2019 weniger Spenden eingenommen habe als in den Vorjahren, schreibt Fohrmann. Das wiederum wirkt sich auf die Höhe der staatlichen Parteienfinanzierung aus, denn der Staat legt aufgrund gesetzlicher Regelungen auf jeden Euro Spendengeld einen Euro drauf. Fohrmann erbittet von den rund 38.000 Mitgliedern "einen weiteren Jahresbeitrag von 120 Euro".  

Die AfD stehe vor der Aufgabe, sich gegen die "politische Instrumentalisierung" des Verfassungsschutzes zu wehren, schreibt der Schatzmeister. "Das kostet sehr viel Geld." Die Partei war wegen der Einstufung des völkisch-nationalistischen Flügels der AfD als Verdachtsfall vor Gericht gezogen und wappnet sich für weitere Auseinandersetzungen.  

Parteimitglieder sagten ZEIT ONLINE, eine solche Spendenbitte ergehe in jedem Jahr am Ende, um die gegen Jahresende höhere Spendenbereitschaft auszunutzen. In diesem Jahr sei die Bitte jedoch dramatischer formuliert als sonst. 

Der AfD stehen noch weitere Belastungen ins Haus: Die Bundestagsverwaltung hatte im April entschieden, dass die AfD wegen illegaler Parteispenden eine Strafe von insgesamt 402.900 Euro zahlen muss. Es ging um Hilfen durch die Schweizer Werbeagentur Goal AG für AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen und das Bundesvorstandsmitglied Guido Reil in Landtagswahlkämpfen 2016 und 2017. Die Partei zog deshalb vor Gericht. Gegen Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel laufen Ermittlungen wegen Parteispenden aus dem Ausland.

Nach früheren Angaben Fohrmanns hat die AfD seit Anfang 2018 für mögliche Strafzahlungen – auch in anderen Fällen – eine Rücklage von insgesamt einer Million Euro gebildet.