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Zehnte „Stolperstein“-Verlegung

16 weitere Geschichten des Leids

Ahlen

141 „Stolpersteine“ werden ab Februar in Gedenken an die Opfer von Antisemitismus und politischer Verfolgung an Ahlener Einzelschicksale erinnern.

wn

Zuletzt wurden im Februar „Stolpersteine“ unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Ahlen verlegt: Hier für das Euthanasie-Opfer Klemens Wiese.
Zuletzt wurden im Februar „Stolpersteine“ unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Ahlen verlegt: Hier für das Euthanasie-Opfer Klemens Wiese. Foto: Stadt Ahlen

Ab dem 28. Januar werden 16 weitere „Stolpersteine“ an verschiedene Opferschicksale aus Ahlen erinnern. Bürgermeister Dr. Alexander Berger betont die Gesamtzahl von dann 141 Steinen, doch hinterlasse diese Zahl auch zwiespältige Gefühle. „Es ist schön, den Blick auch auf diejenigen zu richten, die sich durch Flucht Konzentrationslager und Tod entziehen konnten, aber oft nicht weniger leiden mussten.“ Es stehe der Stadt Ahlen gut zu Gesicht, in Zeiten politischer Gewalttaten und zunehmender Judenfeindlichkeit das Gedenken an die Opfer von Antisemitismus und politischer Verfolgung mahnend zu bewahren.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig, auf dessen Idee das „Stolperstein“-Projekt zurückgeht, wird in einem Monat an der Ostbredenstraße und Klosterstraße Nachverlegungen vornehmen. Neue Lageorte werden an der Südstraße 8, Oststraße 18 und 52, Galileistraße 11 und der Ludgeristraße 2 eingerichtet. Außerdem wird es zwei neue Steine an der Beckumer Straße geben, an einer Stelle, wo zu Kriegszeiten die Gartenstraße lag.

Manfred Kehr

„Ins Auge fällt die achtköpfige jüdische Familie Pomeranc, die 1933 komplett ins britische Mandatsgebiet Palästina emigrierte, wo sich allerdings ihre Spur verliert“, so Berger weiter. Manfred Kehr, der im Kreisarchiv recherchierte, ergänzt: „Der Ahlener Jude Karl Rosenberg floh über die Niederlande nach Frankreich, wo er unter dem Namen ‚Carlos‘ in der Résistance die Nazis bekämpfte.“ Prominent auch Josef Ledwohn, der für die KPD bis 1954 im NRW-Landtag saß und erst 2003 in Berlin starb. Der Stein für Inge Johanna Spiegel, Marga Spiegels Schwester, musste wegen neuer Informationen neu gefasst und versetzt werden. Er soll nun gleichfalls in der Ostbredenstraße liegen.

Patenschaften für 120 Euro

Die mit einer Messingabdeckung versehenen Pflastersteine sind mit dem Namen des Opfers, seinem Geburtsjahr, dem Deportationsdatum und –ziel sowie dem Jahr des Todes oder der Flucht versehen. „Ich bin sicher, dass es schnell gelingen wird, für die elf weiblichen und fünf männlichen Personen Ahlener Paten zu finden, die die Steine finanzieren“, wirbt der Bürgermeister. Eine Patenschaft kann für 120 Euro pro Stein übernommen werden. Auskünfte erteilt bei der Stadt Ahlen Manfred Kehr unter Telefon 5 95 67 – oder unter kehrm@stadt.ahlen.de.