Stand: 28.11.2019 16:58 Uhr

SH nimmt freiwillig 500 Flüchtlinge aus Kairo auf

von Frauke Hain

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Schleswig-Holstein nimmt freiwillig 500 schutzbedürftige Flüchtlinge auf, vor allem traumatisierte Frauen und Kinder.

In einem großen Flüchtlingslager in Kairo (Ägypten) leben nach Auskunft des Innenministeriums Kiel rund 450.000 Menschen. Viele der Frauen dort sind in ihren Heimatländern vergewaltigt worden oder haben auf der Flucht ihre Kinder verloren. Auch traumatisierte Minderjährige leben dort. 500 Menschen mit extremen Schicksalen aus afrikanischen und arabischen Ländern wie Syrien, Somalia und dem Sudan hat das Innenministerium in Kiel in den vergangenen Monaten zusammen mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) ausgewählt. Dafür hat das UNHCR Dossiers erstellt und Empfehlungen ausgesprochen. Sie dürfen jetzt für ein neues Leben nach Schleswig-Holstein kommen.

"Verpflichtet, humanitär zu helfen"

Damit wird Schleswig-Holstein Vorreiter bei der Aufnahme von schutzbedürftigen Flüchtlingen. "Unsere Hoffung ist, dass mehrere Bundesländer sich diesem Beispiel anschließen - weil wir ansonsten feststellen, dass ein Teil unserer Asylpolitik gar nicht mehr funktioniert und die Akzeptanz in diesem Bereich auch geringer geworden ist", sagte Staatssekretär Torsten Geerdts (CDU). "Wir holen Menschen, die schwer erkrankt und traumatisiert sind - wo niemand sagen kann, die haben überhaupt keinen Anspruch, hier zu bleiben. Wir sind als reiches Bundesland und als reiches Land verpflichtet, dort auch humanitär zu helfen", so Geerdts.

Ziel: Schnelle Integration

Das Land nimmt diese 500 Menschen freiwillig auf. Laut Staatssekretär Geerdts treffen die ersten 85 von ihnen am 5. Dezember in Schleswig-Holstein ein. "Das sind Menschen, die dauerhaft bei uns bleiben werden. Wir nehmen sie erst einmal auf in unserer Erstaufnahmeeinrichtung in Boostedt - dort sollen sie aber nur kurze Zeit bleiben. Wir wollen sie gleich nach der Jahreswende weiter verteilen auf Kommunen hier in Schleswig-Holstein", so Geerdts. Dort sollen die Flüchtlinge auch medizinisch behandelt und therapeutisch begleitet werden. Ziel ist es, sie möglichst schnell in Dorfgemeinschaften oder Städten zu integrieren.

Pro Flüchtling zahlt die EU 10.000 Euro

Drei Mitarbeiter des Innenministeriums sind seit Monaten in Kairo. Dort arbeiten sie unter extremen Umständen und kümmern sich um die Organisation vor Ort. Zum Beispiel führen sie mit den ausgewählten Menschen ein Aufnahmegespräch und sie kümmern sich um die Papiere. Außerdem halten sie die Verbindung zum UNHCR, zur deutschen Botschaft und zum Verfassungsschutz. Die Anschubfinanzierung zahlt die Europäische Union (EU). Pro Flüchtling gibt es 10.000 Euro für das Land. 6.000 Euro davon gehen an die Kommunen, die die Menschen aufnehmen. Bis Sommer 2021 sollen alle 500 Flüchtlinge in Schleswig-Holstein sein.

Weitere Informationen
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28.11.2019 07:00 Uhr

In einer früheren Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass 500 Menschen mit extremen Schicksalen aus afrikanischen Ländern wie Syrien, Somalia und dem Sudan das Innenministerium in Kiel [...]. Syrien liegt nicht in Afrika. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.


28.11.2019 17:00 Uhr

In einer früheren Version des Artikels hatten wir ein verkürztes Zitat von Staatssekretär Geerdts online gestellt. Wir haben nun die ganze Aussage veröffentlicht.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 27.11.2019 | 17:00 Uhr

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