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Diskriminierung unterm Weihnachtsbaum Die Konfrontation mit der rassistischen Familie an Weihnachten

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(Quelle: Pixabay)

Demokratische Werte und Freiheitsrechte verteidigen sich nicht von allein – das müssen wir übernehmen. Und zwar am einfachsten in unserem nahen Umfeld, denn hier haben wir den größten Einfluss auf unser Gegenüber. Wenn also die ja eigentlich ganz liebe Tante an Weihnachten mal wieder gegen den Islam hetzt, treten Sie ihr argumentativ entgegen – das geht zum Glück auch recht unkompliziert. Es geht damit los, klar zu benennen, dass rassistische, antisemitische, islamfeindliche, sexistische, homo- und transfeindliche Statements nicht Ihre Zustimmung bekommen. Denn kein Widerspruch herabwürdigender Aussagen wird von den Äußernden quasi als Zustimmung interpretiert. Also machen Sie klar, dass Sie solche Aussagen falsch finden.

Im direkten Umfeld haben Sie den größten Wirkungseinfluss

Im Gegensatz zu Online-Diskussionen mit fremden Menschen haben offline Debatten im engen Bekanntenkreis oder eben mit der Familie das Potential zu fruchten. Das bedeutet, dass Sie in einer Diskussion mit der flüchtlingsfeindlichen Tante eine deutlich höhere Chance haben, sie von Ihren Argumenten zu überzeugen. Denn bei Menschen, die uns am Herzen liegen und zu denen wir eine persönliche Bindung haben, stehen die Chancen gut, mit ihnen tatsächlich in ein konstruktives Gespräch zu kommen. Auch wenn Ihre Tante bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegen den Islam hetzt, schätzen Sie sie vielleicht dennoch, weil Sie eben eine gemeinsame Geschichte verbindet. Ebenso wird es ihr gehen. Und das macht die rassistische Tante eben offen für Ihre Argumente. Eine gegenseitige Wertschätzung ist die Voraussetzung für eine fruchtbare Diskussion, bei der sich die Teilnehmenden auch zuhören können.

Bleiben Sie bei jedem noch so rassistischen Argument der Person gegenüber freundlich und zugewandt, aber klar und kompromisslos in der Sache. Vermeiden Sie eine zu konfrontative Argumentation, schließlich ist Weihnachten – und dann würde sich ihre Tante nur in die Ecke zurückziehen und nicht mehr zuhören. Es geht hier ja auch nicht ums Gewinnen oder Verlieren, sondern um das klare Statement, dass Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung keine Alternativen sind, die wir akzeptieren wollen.

Strategien gegen eine rassistische Debatte unterm Weihnachtsbaum

Wecken Sie bei Ihrer Tante Empathie mit Ihrer Argumentation, das dürfte doch gerade zum Fest der Nächstenliebe recht einfach fallen. Weisen Sie Ihre Tante auf Verallgemeinerungen hin, wenn sie beispielsweise von „die ganzen Flüchtlinge“ und „alle Ausländer“ spricht. Fragen Sie Ihre Tante nach ihren Quellen und bieten Sie ihr Ergänzungen an. Wenn es beispielsweise darum geht, dass man heute in Deutschland angeblich nicht mehr sagen darf was man denkt, fragen sie doch einfach nach, was genau man in Deutschland nicht sagen dürfe. Was genau bereitet ihrer Tante Sorge?

Weisen Sie auf Widersprüche in den Erzählungen hin, wenn es auf einmalum Verschwörungserzählungen geht. z.B.: Wenn so vieles im Geheimen passiert, warum gibt es dann so viele YouTube-Videos, die die vermeintliche „Verschwörung“ aufdecken? Wenn die „Verschwörer*innen“ so mächtig sind, warum werden dann die ganzen Blogs und Videos nicht einfach gelöscht? Kontrollieren sie etwa die größte Videoplattform nicht?

Wenn die Tante sehr wütend oder emotional reagiert, kann das für eine persönliche Betroffenheit sprechen. Die Gründe für Abwertungen liegen häufig in den Biografien, in persönlicher Frustration oder in Ängsten, die Sie auf den ersten Blick möglicherweise gar nicht sehen. Vielleicht sagt die Tante am Weihnachtstisch etwas in der Art: „Der Staat gibt Millionen für Flüchtlinge aus, aber für Rentner, Kitas und Schulen, für uns Deutsche, ist nichts übrig.“ Vielleicht hat Ihre Tante ein junges Kind, das keinen Kitaplatz bekommt. Wenn beim Menschen der Selbsterhaltungstrieb einsetzt, sinkt meist die Empathie und die Aggression steigt, es kommt zu einem, „Wir oder sie!“ Man muss soziale Probleme wie Wohnungsnot, Armut oder Arbeitslosigkeit ernstnehmen. Erkennen Sie also die persönliche Betroffenheit Ihrer Tante an, doch machen Sie ihr klar, dass Geflüchtete nicht an ihrer finanziellen oder sozialen Lage Schuld sind – und es auch keine Lösung der persönlichen Schwierigkeiten darstellt, Rassismus und Antisemitismus zu verbreiten. Lenken Sie das Gespräch auf tatsächliche Ursachen für Kitaplatz-Mangel.

Argumente gegen Vorurteile

Obwohl viele der flüchtlingsfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Argumente oftmals auf Vorurteilen, Fakenews oder gefühlten Wahrheiten beruhen, kommen wir mit unseren Gegenargumenten manchmal doch ins Schwimmen…

… und dann helfen die passenden Fakten. Wenn es um Verschwörungserzählungen geht, bekommen sie hier Argumentationshilfen:

Widerlegungen gängiger Verschwörungstheorien:

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2016-10-15-asylfakten

Woher bekomme ich Gegenargumente zu Flüchtlingsfeindlichkeit?

Für Diskussionen brauchen wir oft Argumente. Aber niemand ist Spezialist_in für alles. Deshalb gut, wenn es Infoquellen gibt. Hier Linktipps für Gegenargumente für flüchtlingsfeindliche Diskurse, zu Verschwörungsideologien und zu Meldemöglichkeiten im Internet.

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