Vortrag
Experte warnte in Regensburg vor Rechts

Der Journalist Jan Nowak befürchtet, dass sich Antisemitismus noch weiter ausbreiten wird. Er ist Kenner der rechten Szene.

05.11.2019 | Stand 16.09.2023, 5:27 Uhr

Jan Nowak beobachtet seit Jahren die rechte Szene und berichtet über seine Erkenntnisse in Artikeln und Vorträgen. Foto: Schriefer

Zum Thema „Antisemitismus in der extremen Rechten – Auslaufmodell oder Notwendigkeit?“ sprach Jan Nowak im Linken Zentrum. Nowak ist als freier Journalist und bei der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremistmus tätig und ein Kenner der rechten Szene. Der Vortrag wurde von der „AG Input“ organisiert und vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gesponsert.

Nowak warnte vor den unterschwelligeren Formen des Antisemitismus. Er glaubt, „dass Antisemitismus in der extremen Rechten mit der Brechstange daherkommen muss, um wahrgenommen zu werden“. Für sehr gefährlich hält er intellektuell anmutende Organisationen, wie die „Identitäre Bewegung“, die ihre Ansichten nicht so direkt aussprechen würden. „Es handelt sich aber um genau dieselben antisemitischen Ressentiments,“ warnte er.

Nowak: Verschwörungstheorien finden immer mehr Anhänger

Nowak befasste sich intensiv mit Verschwörungstheorien, die immer mehr Anhänger in der Gesellschaft finden. In diesem Kontext dokumentierte er Facebook-Beiträge, wie die des Passauer AfD-Landtagsabgeordneten Ralf Stadler, der glaubt: „Unser Staat wird nicht mehr von deutschen Bürgern, sondern anderen Mächten kontrolliert“. In seinem Post nahm Stadler außerdem Bezug auf antisemitische Theorien, unter anderem auf die sogenannte „New World Order“, die eine jüdische Weltverschwörung prophezeit.

Experte kritisierte Forderung von Björn Höcke

Nowak glaubt, dass sich der Antisemitismus wieder stärker ausbreitet, sollte es zu einer Wirtschaftskrise kommen. Denn in den weit verbreiteten Verschwörungstheorien „wird auf Juden das Streben nach Reichtum und Macht projiziert“, erklärt Nowak, der zudem die Geschichtsrevision in Bezug auf den Antisemitismus thematisierte. Die von Björn Höcke geforderte „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ kritisierte er stark.

Verein:Ziel:
Das Linke Zentrum, kurz LIZE, ist ein gemeinnütziger Verein, der 2015 gegründet wurde. Der Verein finanziert sich ausschließlich über Spenden.Selbsterklärte Aufgabe des LIZE ist es, „Räume und Infrastruktur für linke Politik in Regensburg bereitzustellen“. Die Räumlichkeiten können kostenlos genutzt werden.

Nowak befürchtet einen rasant wachsenden Erfolg rechter Parteien, sofern die Erinnerungskultur an die Zeit des Nationalsozialismus beendet werde. Antisemitismus gehört für Nowak definitiv nicht der Vergangenheit an. Für ihn ist es kaum vorstellbar, dass die extreme Rechte ohne Antisemitismus auskommt, „denn es ist eine Notwendigkeit, die aus ihrem völkischem Weltbild resultiert“, sagte Nowak.

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