Die CDU hatte sich schon im Vorfeld der Wahlen in Ostdeutschland auf einem Bundesparteitag festgelegt: Eine Zusammenarbeit mit der AfD soll es nicht geben. Nach der Wahl in Thüringen forderten CDU-Kommunalpolitiker und der stellvertretende Fraktionschef im Landtag Michael Heym dennoch Gespräche mit der Höcke-ParteiDenn die CDU kann nur an die Regierung kommen, wenn sie mit der AfD oder der Linken zusammenarbeitet – oder sich tolerieren lässt. Der CDU-Landesvorsitzende Mike Mohring machte in der vergangenen Woche jedoch klar: "Ich will keine Stimmen der AfD-Politiker."

Was sagen Wählerinnen und Mitglieder der CDU dazu? Wir wollten von Ihnen wissen, wie sich die CDU Ihrer Meinung nach verhalten soll und wie Sie die Unstimmigkeiten zwischen CDU-Führung und der Basis beurteilen. Die meisten Leser, die sich bei uns gemeldet haben, sind sich einig: keine Zusammenarbeit mit der AfD. Doch mancher Unionsanhänger sieht darin auch eine neue Chance auf konservative Mehrheiten. Wir präsentieren hier einige für die Debatte typische Stellungnahmen.

Die Diskussionen, ein Austrittsgrund

"Der ehemalige Bürgermeister meiner Heimatstadt Schleusingen gehörte zu den 17 CDU-Kommunalpolitikern, die Gespräche mit der AfD gefordert haben. Ich war ein paar Jahre lang im CDU-Ortsvorstand der thüringischen Kleinstadt, bin allerdings vor einem Jahr ausgetreten. Wäre ich noch Mitglied, das wäre für mich ein Austrittsgrund gewesen. Wir kämpfen in unserer Gegend immer wieder gegen Rechtsextremismus und er hat tatsächlich gefordert, mit Höcke und seinem Team zu verhandeln. Im Bundestag und in Landtagen kann man die AfD-Ideologie mit einfachen Sätzen zerpflücken, aber man spricht mit diesen Leuten nicht darüber, eine Körperschaft zu regieren!" Frank Eichler, ehemaliger CDU-Lokalpolitiker in Thüringen

Zusammenarbeit nach Inhalten

"Ich habe das Gefühl, dass junge CDU-Mitglieder der AfD vor fünf Jahren noch deutlich offener gegenüberstanden. Ich selbst wäre 2014 in Sachsen für eine Koalition mit der AfD gewesen. Durch die Radikalisierung der AfD hat sich das verändert. Solange die AfD Menschen wie Höcke duldet, darf es keine Koalition oder Tolerierung geben, ähnlich wie bei den Linken. Das heißt aber nicht, dass man nicht mit den beiden Parteien reden oder ihre Positionen von vornherein ablehnen sollte, nur weil sie von links oder rechts kommen.

Mehrheiten mal mit der AfD, mal mit der Linkspartei organisieren
CDU-Mitglied, 32 Jahre

In einer Situation wie in Thüringen müsste es eine Koalition der Mitte geben, die sich dann ihre Mehrheiten mal mit der AfD und mal mit der Linkspartei organisiert. Wenn man die beiden im richtigen Moment gegeneinander ausspielt, kann das funktionieren, man darf sich aber gerade deswegen auf keinen Partner festlegen." Anonymer User, 32 und CDU-Mitglied

Das Ende als Volkspartei

"Würde die CDU mit der AfD gemeinsame Sache machen, dann wäre das ihr Ende als Volkspartei. So viele Stimmen kann die CDU im Osten gar nicht rechts holen, wie sie im Westen verlieren wird. Eine Zusammenarbeit mit Rassisten würde der CDU im Westen das Genick brechen. Ich fürchte allerdings, dass die CDU doch irgendwann schwach wird und mit der AfD koaliert." User "EroP"

AfD-Sympathisanten sind eine Minderheit

"Die Personen in der Thüringer CDU, die eine Zusammenarbeit mit der AfD befürworten, sind eine Minderheit. Der Entschluss der Bundes-CDU, mit der AfD unter keinen Umständen zusammenzuarbeiten, ist absolut richtig. Eine solche Zusammenarbeit könnte die CDU auf Bundesebene 30 bis 50 Prozent der Stimmen kosten." Anonymer User, Mitglied der Jungen Union

Schwarz-Gelb und Rot-Grün sind vorbei

"Die Thüringer Verhältnisse nehmen nur die möglichen politischen Verhältnisse im Bund nach dem Ende der Groko vorweg. Die Zeit der klaren Lagermehrheiten von Schwarz-Gelb und Rot-Grün scheinen abgelaufen zu sein. Der Abgrenzungskurs der Union gegenüber der AfD kann nur mit dem Anspruch einhergehen, in Zukunft wieder rechte Strömungen an sich zu binden und nachhaltig zu integrieren, um damit der AfD die Existenzgrundlage zu entziehen. Die SPD hat in Bezug auf die Linkspartei bereits vorgemacht, wie man dieses politische Ziel nicht erreicht.

CDU muss der AfD die Existenzgrundlage entziehen
CSU-Mitglied

Die zweite Variante wäre eine Akzeptanz der AfD als eigenständige und legitime politische Kraft, mit der man sehr wohl bereit ist, politisch zusammenzuarbeiten. Ich persönlich favorisiere Ersteres, doch wäre dafür eine inhaltliche und personelle Korrektur im Bund nötig. Die derzeitige Personal- und Kommunikationsstrategie gibt überhaupt keine klare Richtung und Strategie vor – es gibt faktisch keinen inhaltlichen Kurs." User "Astol99", CSU-Mitglied

Eine CDU-Stimme weniger

"Ich habe bei Bundes-und Landtagswahlen bisher immer CDU gewählt. Sollte in Thüringen ein CDU-Ministerpräsident mit den Stimmen der AfD gewählt werden, gäbe es für mich zwei Möglichkeiten: Entweder würde der thüringische Landesverband komplett aus der CDU rausgeschmissen, oder die CDU müsste zukünftig ohne meine Stimme – und sicher auch die Stimmen vieler anderer – auskommen." User "mjv"

Neue bürgerliche Mehrheiten

"Die AfD und der konservative Flügel der Union sind für mich gut miteinander kompatibel. Das bietet endlich wieder die Chance auf bürgerliche konservative Mehrheiten. Die CDU sollte sich der AfD nicht länger verschließen." Andreas Hilberer, war 20 Jahre CDU-Mitglied

Abgrenzung ist wichtig

"Eine klare Abgrenzung gegen die AfD ist meiner Meinung nach der einzig richtige Weg. Das muss für die CDU von Bundes- bis Gemeindeverbandsebene klar sein und ohne Frage gelten. Alles andere bringt einen Ausverkauf der Demokratie in greifbare Nähe und beschädigt die CDU unwiederbringlich." Anonymer User, CDU-Mitglied

Klarer Kurs fehlt

"Die CDU hat in Bezug auf die AfD keinen klaren Kurs: Die Bundes-CDU lehnt eine Zusammenarbeit mit der AfD kategorisch ab, auf kommunaler Ebene hingegen wird bereits mit der AfD zusammengearbeitet. Diese Frage wird in der CDU definitiv weitere Spannungen hervorbringen. Ich finde: Eine wirtschaftsliberale, wertkonservative Partei sollte nicht versuchen, linke Sozialpolitik zu machen, genauso wenig sollte sie mit dem rechten Rand des Parteispektrums koalieren." User "MjB0011", plant der CDU beizutreten