Musik - München:Nach Kritik: Veranstalter sagt Kollegah-Konzert ab

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München (dpa/lby) - Ein Konzert des umstrittenen Rappers Kollegah in München findet nun doch nicht statt. Der Veranstalter sagte den für diesen Samstag (14. Dezember) geplanten Auftritt ab. "Die Schwere der berechtigten Vorwürfe gegenüber dem Künstler sowie letztendlich sein Umgang damit" mache die Absage nötig, teilte das Backstage, wo Kollegah auftreten sollte, auf seiner Homepage mit.

Die Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, nannte das am Freitag "die einzig richtige Entscheidung". "Ich danke dem Backstage für die Absage, mit der es seinen eigenen Prinzipien treu geblieben ist und die Kritiker ernst genommen hat. Die konsequente Entscheidung mag spät kommen, aber sie ist die einzig richtige."

Bayerns Antisemitismus-Beauftragter Ludwig Spaenle (CSU) hatte das geplante Konzert im November deutlich kritisiert. Aus seiner Sicht hat Kollegah sich nie ausreichend von Antisemitismus-Vorwürfen gegen ihn distanziert. "Der sendet Signale", sagte Spaenle. "Man könnte das geistige Brandstiftung nennen." Kollegeh selbst weist Vorwürfe der Judenfeindlichkeit immer wieder entschieden zurück.

Es sei immer klar gewesen, "dass die Ursachen der Problematik eindeutig beim Künstler und nicht den KritikerInnen liegen und zum anderen, dass Antisemitismus aber auch beispielsweise Homophobie unserer eindeutigen Haltung und unserem Engagement widersprechen", hieß es nun in der Stellungnahme des Backstage. "Dabei war für uns immer Voraussetzung gegenüber dem Veranstalter und dem Künstler, dass dieses Konzert - wenn überhaupt - nur stattfinden kann, wenn bei diesem eine ehrliche, kritische Auseinandersetzung stattfindet und der Künstler sich im Vorfeld eindeutig und glaubwürdig anders darstellt. Dies hat der Künstler nicht gemacht."

Kollegah gilt spätestens als Skandalrapper, seit er mit Farid Bang in dem Song "0815" die Zeile "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen" aufnahm und einen "Echo" bekam. Es gab einen Eklat, der schließlich das Aus für den Musikpreis bedeutete.

Für das Kollegah-Konzert am vergangenen Donnerstag in Nürnberg hatte das Jugendamt Auflagen erlassen. Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren durften demnach nur mit erwachsener Begleitung rein, Jüngere hatten gar keinen Zutritt. Kritik an dem Konzert hatte unter anderem die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg geübt. In Liedern und Videos transportiere Kollegah auch gewaltverherrlichende und sexistische Botschaften, sagte der Vorsitzende Stephan Doll.

Kollegah distanzierte sich unlängst bei einem Konzert in Leipzig wieder entschieden von den Vorwürfen. "Ich hab' mit Antisemitismus nichts zu tun, davon distanziere ich mich", sagte er. "Einer meiner besten Freunde ist Jude." Der "Vorwurf der Frauenfeindlichkeit, der Homophobie, des Antisemitismus' und haste alles nicht gesehen", der ihn immer wieder treffe, sei falsch, sagte er auf der Bühne, wie aus Videos hervorgeht, die sein Management verschickte. Seine Musik stehe "dafür, dass man zusammenhält, dass man Leute nach dem Charakter beurteilt, nicht nach der Herkunft, dem Glauben oder sonstigem oder schon gar nicht der Hautfarbe".

Das Thema Kollegah ist für München damit allerdings noch nicht ad acta gelegt. Am kommenden Dienstag befasst sich das Oberlandesgericht (OLG) München mit dem Rapper und seinem "Alpha-Mentoring"-Programm. Kollegah, der mit bürgerlichem Namen Felix Blume heißt, fühlt sein Programm durch den Bericht eines Podcastes des Bayerischen Rundfunks falsch dargestellt und verlangt eine Gegendarstellung.

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