Texas und Florida :
Verrückte Ameisen legen Handys lahm

Von Christiane Heil, Los Angeles
Lesezeit: 2 Min.
Liebt die Elektronik: Ein Exemplar der „crazy ants“
Der amerikanische Südosten kämpft mit einem Zuwanderer aus Südamerika: Die „Rasberry Ant“, eine Ameisenart, fühlt sich in Elektronikgehäusen besonders wohl. Um Giftköder macht sie dagegen einen Bogen.

Erst kamen die Argentinischen Ameisen und die Schwarzen Feuerameisen, dann kam ihre rote Verwandte Solenopsis invicta - und jetzt macht die „Rasberry Ant“ den Bewohnern des amerikanischen Südostens das Leben schwer. Die Spezies, wegen der zuckenden Beinbewegungen auch als „gelbbraune verrückte Ameise“ („tawny crazy ant“) verschrieen, vermehrt sich nicht nur schnell, sondern zeigt auch ein zerstörerisches Faible für Elektrogeräte.

Die Art, die im Jahr 2002 vermutlich an Bord eines Frachtschiffs aus Argentinien oder Brasilien in die Vereinigten Staaten reiste, soll zwischen Texas und Florida schon Tausende Mobiltelefone, Klimageräte und Computer lahmgelegt haben. Wissenschaftler rätseln noch, warum die Art wie auch die Feuerameise sich gern in Elektronikbauteilen einnistet und dort Kurzschlüsse hervorruft.

Elektronikgehäuse vermutlich gute Nistmöglichkeiten

Eine Theorie besagt, dass manche Arten aufgrund ihrer Fähigkeit, das elektromagnetische Feld der Erde wahrzunehmen und für die Orientierung zu nutzen, von den Elektronikbauteilen angezogen werden. Ein weiterer naheliegender Grund könnte sein, dass sich Elektronikgehäuse als trockene Nistmöglichkeiten eignen, die wegen der winzigen Zugänge leicht zu verteidigen sind.

Wie der Biologe Ed LeBrun an der Universität von Texas beobachtete, bauen die ein bis drei Millimeter langen Insekten ihre Nester bevorzugt in der Nähe von Kabeln. Dass die Rasberry-Ameise (Nylanderia fulva) auch Ummantelungen anknabbert und Kurzschlüsse hervorruft, bleibt dabei nicht aus. „Die Menschen in den befallenen Gegenden wünschen sich inzwischen sogar die lästigen Roten Feuerameisen zurück“, sagte LeBrun dem Fernsehsender CBS. „Obwohl sie auf fremden Grundstücken nistet und sich dort dauerhaft niederlässt, greift die Art nur an, wenn ihr Hügel bedroht wird.“

Elektroschäden von 145 Millionen Dollar

Nach einer Studie der Universität Texas A & M sollen die „Crazy Ants“ dagegen allein 2012, ohne provoziert worden zu sein, Elektroschäden von 145 Millionen Dollar verursacht haben. Die Forscher sorgen sich auch um das Ökosystem des Südostens. Wie der Texaner Tom Rasberry, Kammerjäger und als amerikanischer Entdecker auch Namensgeber der Hautflügler, schätzt, töten die Ameisen bis zu 95 Prozent der Insekten, Vögel und Reptilien der Region, in der sie sich niederlassen.

Da die Nylanderia fulva im Unterschied zu anderen Ameisenarten einen Bogen um Giftköder macht, kämpfen Rasberry und seine Kollegen weiter auf verlorenem Posten. Die Wissenschaftler der Texas A & M University setzen nun auf die Solenopsis invicta. Wie eine neue Studie zeigt, kann die „unbesiegbare“ Rote Feuerameise auch die Zuwanderer aus Südamerika abwehren - solange sie ausreichend Nahrung finden und mithin weniger aggressiv werden.